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Vorschau auf die Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Tourismus, Kultur- und Heimatpflege am 24.1.2011

Am 24.1.2011 wird im Ausschuss für Wirtschaft, Tourismus, Kultur- und Heimatpflege der Haushaltsplan 2011 diskutiert.

Es steht zu erwarten, dass die Kommunalpolitiker einen Haushaltsplan diskutieren, der die Ist-Zahlen von 2010 gar nicht enthält. Dies ist aber eigentlich selbstverständlich.

In dieser Sitzung wird man wieder ohne jede Selbstkritik eine saubere Fehlplanung hinlegen.
Da ist zunächst der Bereich Wirtschaft.
In den letzten Jahren ist Scheessel als Geschäftsstandort durch 100%ige Untätigkeit von Politik und Verwaltung ins Niemandsland abgestürzt.
Die Behauptung der Politiker ist, dass Unternehmen und Gewerbeverein für Wachstum und Gedeihen der Wirtschaft verantwortlich sind, nicht aber die Politik.
In anderen Gemeinden sieht man das ganz anders, wie ein Blick auf nahezu beliebige Gemeindeauftritte im Internet zeigt. Aber als Scheesseler Politiker kann man getrost davon ausgehen, dass diese Gemeinden schlicht keine Ahnung haben.
Da gibt es auch nicht zu denken, dass andere Ortschaften wesentlich erfolgreicher sind. Woanders ist Leben, in Scheessel herrscht Grabesstille.
Aber das ist natürlich die Schuld der anderen.

wie Scheessel sich in den letzten Jahren verändert hat

Da ist zum einen die Konzentration von Geschäften.

Wir hatten mal drei Drogerieketten hier: Kloppenburg in der Harburger Strasse, Rossmann in der Bahnhofstrasse und Schlecker im Veerser Weg.
Rossmann kaufte Kloppenburg auf und zog an die Harburger Strasse, seitdem steht das Geschäft in der Bahnhofstrasse leer.
Schlecker gab auf. Seitdem befindet sich dort ein Dienstleistungsunternehmen.

Wir hatten mal 2 Getränkeshops "Hol ab". Zuerst in der Harburger Strasse bei der Tankstelle und im Zentrum. Der Laden im Zentrum wurde an die Bremer Strasse verlegt. Jetzt wurde der Laden an der Tankstelle aufgegeben.

Wir hatten mal das Elektrogerätegeschäft Reinke in der Grossen Strasse und den Elektro-Installateur Berger. Inzwischen ist beides in einer Hand.

Zum anderen mussten etliche kleine Läden aufgeben.

Wir hatten mal einen Gemüseladen im Veerser Weg und einen Bio-Naturkostladen in der Grossen Strasse. Der eine steht leer, im anderen befindet sich eine Beratungsstelle der Altenpflege.
Wir hatten mal einen Musikladen in der Bahnhofstrasse. Jetzt wird der Raum von einem Schornsteinfeger als Schaufenster genutzt.
Wir hatten mal einen Kinderladen im Veerser Weg. Hier hat sich die VGH ausgebreitet.
Wir hatten mal ein Wollfachgeschäft in der Grossen Strasse. Hier befindet sich jetzt ein Kosmetiksalon.
Wir hatten mal einen Geschenkeladen in der Bahnhofstrasse neben der Sonnenapotheke. Das Geschäft steht seit Jan. 2009 leer.
Zur Zeit gibt das Schuhhaus Behrens in der Grossen Strasse auf.

Wir haben teils eine Konzentration, teils einen Übergang zu Dienstleistungen und teils einen Übergang in Leerstand.

Die Visionen der Politik haben sich ausnahmslos zu Baustellen entwickelt.
Oder es ist noch nicht mal dazu gekommen. Der Kauf des SPAR-Marktes ist das beste Beispiel, wo man mit Scheesseler Visionen landet: auf einer ungepflegten Freifläche.

Eine weitere Vision war das Karree. Von 6 Bauabschnitten wurde einer realisiert. Der Rest ist Bastelbude. Hier ein Rechtsanwalt, dort ein paar Parkplätze, eine Scheune und ein Altbau.
Ja, sagen Politiker, auf die Eigentümer haben wir keinen Einfluss.
Und wie kann man ein Karree in 6 Bauabschnitten ohne diesen Einfluss planen?

In 2009 sollte dort der Discounter Lidl angesiedelt werden. Der erforderliche Bebauungsplan sollte schon verabschiedet werden, ehe Bürger dieses Vorhaben stoppten. Ihre Fragen konnte keiner der Politiker beantworten. Wie sich herausstellte, stand das Grundstück dafür gar nicht zur Verfügung.
Denn: auf die Eigentümer haben die Politiker keinen Einfluss.

Man kann in Scheessel nicht von Planung sprechen, sondern nur von einzelnen Lichtblitzen. Diese können in erfolgreichen Projekten münden. Dann stecken andere hinter der Planung. Dies gilt beispielsweise für das Beeke-Zentrum (Architekt Klindworth) oder das Beeke-Haus. Dieses Altenheim an Stelle des Getränkehandels Gehring wurde von der Sparkasse konzipiert.
Die Konzeption des sog. SPAR-Marktes verlief dagegen von der Vision von etwas Besonderem über einen Abriss des Gebäudes zu Planungsvarianten, die in Teilabschnitten (man denke an das Karree) realisiert werden sollen.
Schritt eins besteht in einem Radweg, der bei Stahmleder und in der Zevener Strasse gar keinen Platz findet.
Aber das gehört nicht hier her, denn es hat mit Wirtschaftsförderung nichts zu tun.

Nach der Pleite mit der Ansiedlung von Lidl riefen alle Politiker, man müsse das Zentrum insgesamt neu planen. Bevor man anfing, wusste man aber schon, dass man für das Ergebnis keinen Investor finden würde. So fing man gar nicht erst an.
Der Investor, der seinerseits in Politik und Verwaltung keinen Gesprächspartner findet, schafft derweil Fakten.
Der Supermarkt Neukauf hat immer mehr Geschäfte aufgenommen. Ein entscheidender Punkt war die Integration der Post, die sich vorher in der Bahnhofstrasse befand. Dann wurde die Reinigung Minette aus der Zevener Strasse aufgenommen. In den nächsten Wochen folgt Ernsting's Family aus dem Beeke-Zentrum. Dort hat übrigens gerade das Restaurant TROYA geschlossen.
Bei Neukauf wurde ein Gebäude aufgekauft, abgerissen und zu Parkplatz gemacht.
Und so entstand dort die Einkaufsvielfalt, für die Politik und Verwaltung im Zentrum keinen Investor fanden.

Damit beschränkt sich die Wirtschaftsförderung auf einen monatlichen Zuschuss an einen Restaurant-Betrieb und die Erhebung von Gewerbesteuern.

Aber zurück zur Sitzung am 24.1.2011 im Rathaus. Sie wird sicher von der Bürgermeisterin eingeleitet werden mit blumigen Hinweisen auf die erfolgreiche Arbeit des letzten Jahres.

PS:
Sie meinen, ich übertreibe?
Dann schlendern Sie doch mal durch den Ort. Dann finden Sie die verlassene Tierpraxis in der Bahnhofstrasse, dann finden Sie die leeren Malerräume in der Mühlenstrasse.
Dann sehen Sie, was aus den grossen Geschäften Kruse und Nötel geworden ist.
Sie müssen sich nur einen klaren Blick bewahren. Das allerdings ist -- zugegebenermaßen -- nicht ganz einfach, denn die Verelendung Scheessels ist einfach zum Heulen.

Ernst Friesecke, 22.1.2011


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