Der demografische Wandel beschreibt die Bevölkerungsentwicklung im Hinblick auf
die Veränderung der Altersstruktur. Diese wird durch mehrere Parameter beeinflusst:
1. natürliche Veränderung
In Deutschland geht die Geburtenrate zurück. Gleichzeitig steigt
die Lebenserwartung.
Seit 1972 ist die Sterberate höher als die Geburtenrate. Daraus resultiert
eine abnehmende Bevölkerung.
2. Bevölkerungswanderung
In Deutschland nimmt die Zuwanderung ab. Gleichzeitig nimmt die Abwanderung zu.
Dennoch ist die Zuwanderung immer noch größer als die Abwanderung.
Daraus resultiert eine zunehmende Bevölkerung.
Ab 2011 ändern sich die Bedingungen am Arbeitsmarkt. Innerhalb der EU werden
grenzüberschreitende Arbeitsbedingungen erleichtert. Aus dieser Freizügigkeit
wird ein Wanderungszuwachs von 100.000 bis 200.000 Menschen pro Jahr erwartet.
3. Altersabhängigkeit
Um auf die Veränderung der Bevölkerungsstruktur reagieren zu können,
muss man die Veränderung nach Altersgruppen betrachten.
Durch die höhere Lebenserwartung ergibt sich eine Alterung der Gesellschaft.
Bei der Bevölkerungswanderung sind die Zuziehenden jünger als die Wegziehenden.
Dadurch ergibt sich eine Verjüngung der Bevölkerung, die aber kleiner ist als die
Alterung.
4. Regionalabhängigkeit
Die Gesamtzahlen für Deutschland nutzen einer Region oder Kommune allerdings
relativ wenig, weil es bei der Bevölkerungswanderung auf die Attraktivität
einer Region bzw. Kommune ankommt. Da die Tendenz zur Alterung geht, müssen
Kommunen Maßnahmen ergreifen, um sich für Familien mit Kleinkindern attraktiv
zu gestalten. Diese Maßnahmen werden als Familienpolitik bezeichnet.
Zur Ermittlung der Tendenzen werden seit vielen Jahren Daten erhoben, die
im Statistischen Bundesamt sowie in den Statistischen Landesämtern aufbereitet
werden.
Die aktuellen Daten für Scheessel sind am Ende des Beitrags enthalten. Sie besagen,
dass die Bevölkerungsentwicklung nach einem Rückgang 2005 und 2006 wieder
positiv ist. Eine Aufschlüsselung nach Altersgruppen ergibt, dass für den Zeitraum
2013 bis 2018 die Anzahl der Kinder im Vorschulalter unverändert bleibt, die
der schulpflichtigen aber zurückgeht. Auch die Altersgruppen von 15 bis 45 Jahre
geht zurück. Dagegen nimmt die Zahl der älteren Menschen deutlich zu.
Betrachtet man die Zahlen auf Kreisebene, kann man auf aktuelle Zahlen aus 2010
zurückgreifen. Für den Zeitraum 1.4. bis 30.6.2010 ergab sich folgende Veränderung:
Kreis | Saldo natürl. Veränd. | Saldo Wanderung | Saldo ges. |
| | | |
Cuxhaven | -215 | + 62 | -153 |
Harburg | -106 | +478 | +372 |
Osterholz | -116 | + 80 | - 36 |
Rotenburg | - 75 | - 77 | -152 |
Soltau | -108 | + 57 | - 51 |
Stade | -131 | +175 | + 44 |
Verden | - 15 | +169 | +154 |
Quelle: Statistische Monatshefte Niedersachsen 12/2010, S. 645 ff.
Aus der Tabelle geht hervor, dass der Saldo aus Geburten und Todesfällen in
allen Kreisen negativ ist. Besonders stark betroffen ist Cuxhaven, besonders günstig ist
es für Rotenburg und Verden.
Allerdings gleichen alle Kreise diesen Saldo mindestens teilweise durch einen positiven
Saldo in den Wanderungszahlen aus. Einzige Ausnahme ist der Kreis Rotenburg, der auch
hier einen negativen Saldo vorweist.
Betrachtet man beide Komponenten, so sind die Schlusslichter Cuxhaven und Rotenburg,
Cuxhaven wegen eines besonders starken Geburtenrückgangs und Rotenburg wegen
Bevölkerungsabwanderung.
Als Fazit läßt sich sagen, dass Scheessel ein Bevölkerungsproblem
für die Altersgruppen von 15 bis 45 Jahre hat. Grund dafür ist, dass der Geburtenrückgang
nicht durch Zuwanderung ausgeglichen werden kann. Vielmehr sind der Landkreis
und Scheessel so unattraktiv, dass hohe Abwanderungszahlen hinzukommen.
Ernst Friesecke, 4.1.2011
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