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Am 20. Januar 2014 jährt sich sein Todestag zum 25. Mal

  Am 20. Januar 1989 starb in Baden Baden der Scheeßeler Werbegrafiker Heinz Fehling. Nach langer Leidenszeit mit Multipler Sklerose endete sein Leben im Seniorenstift Hahnhof.
Nicht nur das Leben von Heinz Fehling verlief in außergewöhnlichen Bahnen. Der Kampf um ihn und seinen Nachlass reicht bis in die Gegenwart.

Nach dem Tod schlug die Nachlassverwalterin Hildegard Stössel vor, den Leichnam an das Krankenhaus Karlsruhe Rüppurr zu wissenschaftlichen Zwecken zu geben. Damit hätte das Krankenhaus die Bestattungskosten übernommen. Da Heinz Fehling ein Sozialfall war, war dieser Vorschlag naheliegend.

Doch nun erhob seine Nichte, Brigitte Herrler, Anspruch. Sie griff auf die Familiengrabstätte der Fehlings auf dem Friedhof am Veerser Weg zurück. Heinz Fehling wurde im Grab seiner Mutter beerdigt.

Als gute Freundin über den Tod hinaus erwies sich Senta Kampf, die für die Überführung nach Scheeßel aufkam. Die Pflege des Grabs übernahm die Leiterin des Kunstgewerbehauses, die heutige Vorsitzende des Heimatvereins Scheeßel, Christine Behrens.

Derweil bemühte sich Brigitte Herrler beim Nachlassgericht in Baden Baden um einen Erbschein als Alleinerbin. Die noch lebende Schwester Fehlings, Alice Trümper, erklärte sie kurzerhand für verstorben . Dazu erfand sie das Todesdatum 20.2.1988.

Nach Beratung mit einem Rechtsanwalt ließ sie Alice wieder auferstehen. Diese verzichtete dann auf ihren Erbteil. Damit war der Weg frei für Brigitte Herrler, um einen Erbschein als Alleinerbin zu beantragen.

Brigitte Herrler wusste von Heinz Fehling selbst, dass er eine Tochter hat. Heinz Fehling sprach offen darüber. Allerdings war diese Tochter nicht in Erscheinung getreten. Warum sollte sich dies jetzt ändern?

Am 27.7.1989 erklärte Brigitte Herrler beim Nachlassgericht an Eides statt, dass Heinz Fehling kein Kind hat oder je hatte. Auf dieser Grundlage erhielt Brigitte Herrler einen Erbschein als Alleinerbin.

Um den Beerbten kümmerte sich Brigitte Herrler nicht. Schreiben des Heimatvereins wurden nicht beantwortet. Den Grabstein, der noch heute auf dem inzwischen ungepflegten Grab zu finden ist, stellte der Heimatverein zur Verfügung.

Der Heimatverein, in persona Christine Behrens, kümmerte sich auch um den Nachlass, den Heinz Fehling seiner Heimatgemeinde 1974 gestiftet hatte. Sie zeichnete verantwortlich, dass der Katalog „Heinz Fehling – Plakatkunst und Werbung“ 1990 erscheinen konnte. Er ist noch heute beim Heimatverein erhältlich.

Doch es gab noch mehr Befürworter. So fand die Sparkasse Scheeßel unter deren Direktor Horst-Dieter Baastrup 2004 Unterstützer für eine Stiftung, in die die Werke von Heinz Fehling eingebracht werden sollten. Ein Hindernis war jedoch der Streit zwischen Christine Behrens und der Bürgermeisterin, Käthe Dittmer-Scheele, um den Eigentümer.

1974 hatte Heinz Fehling einen großen Teil seines Archivs seinem Heimatort überlassen wollen. Als Adressat sah er Walter Spiering, einen langjährigen Freund, vor. Dieser war 1974 Bürgermeister in Scheeßel. So schickte Heinz Fehling die Kiste mit seinen Werken ans Rathaus.

Dort inventarisierte man die Werke, indem man mit Filzstift auf die Werke eine fortlaufende Inventarnummer schrieb.

Nachdem sich aus dem Rathaus niemand um das Archiv kümmerte, holte Christine Behrens die Kiste zum Heimatverein und unterschrieb der Gemeinde einen Empfangsschein. Für Käthe Dittmer-Scheele war dies der „Beweis“, dass nicht der Heimatverein, sondern die Gemeinde Eigentümer des Archivs war.

Um diesem Dilemma zu entgehen, entwarf die Sparkasse Anfang 2005 eine Satzung, nach der Heimatverein und Gemeinde gemeinsam ihren Bestand der Stiftung übertragen hätten.

Doch Käthe Dittmer-Scheele entfaltete die ihr eigene Kreativität, wenn es darum geht, etwas zu verhindern, was sie nicht will. Am 27.10.2005 schrieb Horst-Dieter Baastrup einen bitterbösen Brief an die Bürgermeisterin und beerdigte seine Stiftungspläne.

Darüber waren auch Ratsmitglieder erbost. Sie forderten von der Bürgermeisterin, dass die Bilder und Grafiken im Sicherheitsraum der Sparkasse verblieben. Dorthin waren sie nach einem entsprechenden Ratsbeschluss gekommen, nachdem Ratsmitglieder bei einer Besichtigung feststellten, dass die Werke von Heinz Fehling zwischen Fahrrädern und Fundsachen lagerten und teilweise beschädigt waren.

Den nächsten Eklat gab es 2009. Die Gemeinde stellt im Rathaus jeweils für ein paar Wochen Bilder von lokal ansässigen Künstlern aus. Dazu gibt es eine offizielle Einladung zur Eröffnung, die Grafiken werden ins Internet gestellt.

Anfang 2009 holte die Bürgermeisterin Werke von Heinz Fehling aus den Räumen der Sparkasse und machte daraus eine Ausstellung ihrer Rathaus-Galerie, allerdings ohne Vernissage und Internet-Darstellung. Da die Grafiken vielleicht noch der Gemeinde gehörten, die Rahmen aber zweifelsfrei vom Heimatverein finanziert wurden, hatte Christine Behrens eine Abstimmung erwartet. Sie beschwerte sich öffentlich über das Vorgehen der Bürgermeisterin.

Der Streit war für den Autor der Anlass, sich für Heinz Fehling zu interessieren; nicht ahnend, dass er vermintes Gelände betrat.

Die Website www.heinz-fehling.de wurde 2006 ins Internet gestellt und stetig erweitert. Die Recherchen im Internet förderten so manches zu Tage.

2010 wird die Website von Dörthe Herrler, der Tochter von Brigitte Herrler, entdeckt. Sie, die seit der Beerdigung von Heinz Fehling nichts von sich hören ließ, meldet sich beim Autor. Sie findet Interesse an der Homepage und am Leben von Heinz Fehling, aber sie weiß nur wenig. Der Austausch mit dem Autor führt dazu, dass sie Unterlagen ihrer Mutter vorkramt und dem Autor Briefe und Grafiken, die sie dabei findet, zukommen lässt. Im Gegenzuge erhält sie vom Autor viele Informationen und ihr unbekannte Grafiken sowie Fotos.

Bei einem persönlichen Treffen in Göttingen im August 2010 wird eine Zusammenarbeit vereinbart. Im nächsten Monat wird der Kalender, der jährlich vom Autor herausgegeben wird, mit Grafiken von Frau Herrler versehen.

Doch ab Oktober 2010 wandelt sich das Blatt. Ihr Bruder Andreas Herrler, wohnhaft in Halle, und ein Student aus gleichem Hause, Martin Fretzer, besprechen mit Dörthe Herrler eine andere Vorgehensweise. Sie wollen die Thematik in eigene Hände bekommen. Und so taucht Martin Fretzer in Scheeßel auf, spricht bei der Gemeinde vor, sucht eine Bekannte von Heinz Fehling auf und möchte vom Autor Kontaktadressen. Dazu gibt er vor, eine Studienarbeit über Heinz Fehling erstellen zu wollen.

Dörthe Herrler setzt sich mit der Gemeinde in Verbindung und weist auf ihre Urheberrechte als rechtmäßige Erbin hin. Denn es steht das Jahr 2012 ins Haus. In diesem Jahr wäre Heinz Fehling 100 Jahre alt geworden. Dörthe Herrler will in ihrer Heimat in Hessen eine Ausstellung organisieren.

Von unserer Bürgermeisterin erhält sie volle Unterstützung. Auch in Scheeßel wollen viele, dass im Jubiläumsjahr Fehlings Werke gezeigt werden. Doch die Bürgermeisterin warnt jeden, er würde Urheberrechte der Frau Herrler verletzen und müsste mit einer Klage rechnen. Nur in Abstimmung mit ihr und nach Genehmigung von Dörthe Herrler finden Ausstellungen durch den Heimatverein, den Mühlenverein und die Sparkasse statt. Sämtliche Geschäfte machen einen Rückzieher.

Einzig der Autor lässt sich nichts vorschreiben und unterstützt aktiv eine Ausstellung in Scheeßel und eine weitere in Bremen. Zudem hält er einen Vortrag in Scheeßel und zeigt etliche bisher unveröffentlichte Grafiken.

In Scheeßel ist der Öffentlichkeit nicht bekannt, dass der Autor sich gleichzeitig vor einem Amtsgericht in Frankfurt wegen Verletzung der Urheberrechte verteidigen muss. Geklagt hat Dörthe Herrler gegen die Veröffentlichung von Grafiken, die der Autor auf einer anderen von ihm betreuten Homepage vorgenommen hatte.

In der mündlichen Verhandlung erzählt Frau Herrler ganz freimütig, dass sie gar nicht gewusst habe, dass es diese Homepage gibt. Aber die Scheeßeler Bürgermeisterin, mit der sie in engem Kontakt stehe, habe sie darauf hingewiesen. Sie wedelt dann mit Ausdrucken der Internetseiten auf quietschgelbem Papier. Solches Papier ist im typischen Schreibwarengeschäft nicht vorrätig. Allerdings verwendet die Gemeinde Scheeßel dieses Papier für bestimmte Unterlagen der Ratsarbeit. Der Autor ist Mitglied des Gemeinderats und kennt diese Papierart von daher. Der Autor ist der Bürgermeisterin gegenüber mehrfach kritisch gewesen und bei der Bürgermeisterin seit einiger Zeit in Ungnade gefallen.

So schließt sich der Kreis.

Dörthe Herrler führt also Klage gegen den Autor, was sie aber nicht hindert, ein Buch herauszugeben, in dem Fotos enthalten sind, die ihr der Autor verschaffte.

Dörthe Herrler verliert die Klage, legt aber Berufung ein. In der 2. Instanz muss nun das Landgericht Frankfurt entscheiden.

Der Autor nimmt Kontakt mit dem Nachlassgericht in Baden Baden auf und erhält Kopien der Akte, die die Beantragung des Erbscheins beinhaltet. Er macht dem Gericht deutlich, dass der Erbschein nur auf der Basis einer wahrheitswidrigen eidesstattlichen Versicherung erteilt wurde.

Am 16.1.2014 weist das Landgericht in Frankfurt die Beschwerde von Dörthe Herrler ab.

Am selben Tage, vier Tage vor dem 25. Todestag von Heinz Fehling, zeigt sich die Grabstätte sehr ungepflegt. Christine Behrens hat die unentgeltliche Pflege, die sie 24 Jahre lang leistete, eingestellt, nachdem Dörthe Herrler an Stelle eines Dankes dem Heimatverein ebenfalls mit Klage drohte.

Mit diesem Todestag nähert sich auch der Tag, an dem eine weitere Nutzung der Grabstätte neu erworben werden muss. Es bleibt abzuwarten, wie man in Scheeßel reagiert. Dörthe Herrler wird vermutlich nicht das Geld aufbringen. Sie muss Rechtsanwalts- und Prozesskosten finanzieren. Der Heimatverein wird die Finanzierung nicht übernehmen wollen. Die Bürgermeisterin hat in ihrem Haushalt dafür nichts eingestellt. Vielleicht verlängert die Kirche die Nutzung stillschweigend und unentgeltlich. Andernfalls wird der Heimatverein für den Grabstein eine andere Stätte suchen.

Heinz Fehling und Scheeßel, das ist eine unendliche Geschichte. Fortsetzung folgt.

Ernst Friesecke, 17.1.2014